Nach dem Kauf
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Grundlegendes - Einschalten oder nicht ?
Nach dem Erwerb eines Röhrenradios oder dergleichen gilt: AUF KEINEN FALL EINSCHALTEN, sondern sich erstmal die Zeit nehmen und das Radio untersuchen. Direkten Einschalten ohne das Radio untersucht zu haben, kann euch noch mehr Schäden verursachen, als die, die bereits vorhanden sind. Das Problem an den alten Geräten, ob nun Radio, Fernseher oder Tonbandgerät, sind i.d.R. die Kondensatoren. Diese sind in verschiedenen Bauformen und Fertigungsprinzipien anzutreffen. Fast alle haben nach 50 Jahren Schäden davongetragen. Der Mechanik gehört auch eine gute Portion Aufmerksamkeit - aber eins nach dem anderen.
Kondensatoren
Bei den Kondensatoren unterscheidet man gepolte und ungepolte Typen. In beiden Kategorien gibt es einige Bauformen die auf jeden Fall getauscht werden müssen. Die Erfahrung zeigt, dass
- Wickelkondensatoren
- Elektrolytkondensatoren
auf jeden Fall getauscht werden sollten, die restlichen sollten begutachtet werden, müssen aber nicht zwingend getauscht werden
- Styroflexkondensatoren
- Scheibenkondensatoren
- Röhrchenkondensatoren
- Keramikkondensatoren
< Update: Auch die Röhrchenkondensatoren können einen Kurzschluss hervorrufen --> add Röhrchenkondensator BlackList >
Mechanik
Bei der Mechanik gibt es auch wieder vielfältige Probleme, sie reichen von festgefressenen Lagern bis hin zum gerissenen Skalenseil.
Widerstände
Die Widerstände sind nicht so anfällig für Fehler. Überlastsicher sind sie im begrenzten Maße, nur auf Dauer geben die dann auch irgendwann Rauchzeichen von sich...
- Kohleschichtwiderstände (1/10W bis ~5W)
- Drahtwiderstände (~2 bis ~10W)
- Keramikwiderstände (1W bis ~10W)
Widerstände die Verfärbungen haben, müssen nicht unbedingt defekt sein, damals wurde an manchen Stellen größzügig, an anderen knapp dimensioniert. Die Widerstände von "damals" sind nicht so eng toleriert, wie heutzutage. Bei der Röhrentechnik ist es allerdings nicht immer so schlimm, wenn ein Widerstand mal mehr als 20% Abweichung hat. Bei genauem Studium der Schaltung kann man meistens erkennen, ob es sich um einen Kathodenwiderstand (--> Arbeitspunkteinstellung), R im Klangregelnetzwerk oder ganz simpel um eine Vorwiderstand handelt. Die Widertsände an der Kathode der Röhre sollten ziemlich genau passen. Im Klangregelnetzwerk verschiebt sich dann der Frequenzgang ein wenig, aber das ist meistens nicht wirklich ein Problem. Den Vorwiderständen kann man ein bisschen Abweichung gönnen. Allerdings sollte man die Spannungen kontrollieren, die sich hinter dem R einstellen müssen. Diese sollten mit denen im Schaltplan angegebenen übereinstimmen.
Potentiometer
Potis sind auch gerne mal "kreative" Fehlerquellen. Meistens sind Potis in Klangregelnetzwerken und als Arbeitspunkteinsteller verbaut. Im laufe der Zeit sammelt sich auf der Schleiferbahn Staub, Öl (wenn's mal wer zu gut gemeint hat ;)) und ggf. Nikotin. Jegliche Ablagerungen auf der Widerstandsbahn und am Schleifer selbst vergrößern den Übergangswiderstand, im ungünstigsten Fall ist das Poti komplett hochohmig. Potis sind nicht immer einfach zu Öffnen. Früher wurden die Gehäuse Gegossen und brechen bei mechanischer Belastung, daher ist bei der Demontage erhöhte Vorsicht geboten und nur so viel Kraftaufwand wie nötig! Gute Ergebnisse bei der Reinigung von Potis habe ich mit Spiritus erzielt. Die teuren Mittelchen (Kontakt 40) sind zwar schön und gut, aber die Hausmittel reichen meistens auch aus. Spiritus und Isopropanol (in der Apotheke zu beziehen und günstiger als Ethanol) sind hervorragende Reiniger und Trocken Rückstandslos.
Halbleiter - ja gab es auch schon zu der Zeit
Das Thema Halbleiter im Röhrenzeitalter bezieht sich im Großen und Ganzen auf die einfachste Art von Halbleiter --> Die Diode Allerdings wurden damals die Dioden nicht auf Silizium Basis hergestellt, sondern mittels Germanium und Selen, als Halbleiterelement.
Links
- Röhrendatenblätter in Hülle und Fülle: Frank´s electron tube data